Off-Road und Funktionswäsche

November 2009

In den 80ern, da ist er mit seinem ferrariroten Ferrari auf dem Familienfest angekommen und hat sich mit dem „temperamentvollen Italiener“ auf den Schotterparkplatz gestellt. Als er später damit wieder auf die Straße wollte, ist er mit dem Tiefergelegten leider an einer geringfügigen Unebenheit auf dem Schotterparkplatz gescheitert. Ein paar Männer haben ein bisschen geschoben, im Schneckentempo bis zur Straße, dann laut aufbrausend und blitzschnell davon, einen ferrariroten Lichtstreif hinter sich her ziehend… Heute fährt er einen Off-Road. Natürlich einen hochpreisigen. Als ich mir erlaubt habe, nach dem Grund zu fragen, bekam ich zur Antwort, dass man damit schnell in Österreich ist und wahnsinnig viele Paletten von dem Getränk in Dosen mit dem roten Stier drauf rein kriegt. Jetzt weiß ich nicht genau, ob er nach Österreich fährt, weil man dieses Getränk dort um so viel günstiger bekommt oder ob er mit dem Kauf vieler Dosen mit kleinen roten Stieren drauf immer noch den Verlust des schnellen roten Autos mit dem italienischen Hengst drauf kompensieren will. Ich tippe auf Letzteres und muss anerkennen, dass das eine sehr würdige Art der Kompensation ist. Vor allem im Vergleich zu denen, die Kompensation betreiben, indem sie in hautengen Sportfunktionskleidungsstücken öffentlich joggen oder Mountainbike fahren, ihre mehr oder weniger vorhandenen primären und sekundären Geschlechtsmerkmale zur Schau stellen – genau so schamlos im Übrigen wie ihre mehr oder weniger vorhandenen Astralkörper – und sich offensichtlich überhaupt keine Gedanken darüber machen, dass das, was sie da tragen, sie überhaupt gar nicht sportlicher macht, unabhängig von Alter und Verfassung. – Für Kompensation im Sportsegment gilt also: Jogginghose und T-Shirt sind völlig in Ordnung.

show more Blog

1 Comment

Leave a Comment